Ein völlig neues Fahrgefühl

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andiz
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Ein völlig neues Fahrgefühl

Beitrag von andiz »

Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass das Gabelöl bei meinem Nexxon nicht gewechselt wurde.
Der Federkomfort konnte bisher nur als bockig bezeichnet werden: Schlechtes Ansprechverhalten (eine gewissen Mindestkraft war zum Einfedern nötig, dann schlagartiges Einfedern), teilweise starkes Einfedern, insbesondere bei Herunterfahren von Bordsteinen, tieferen Schlaglöchern und bei stärkerem Bremsen. Das Ausfedern war ebenso, wie das Einfedern irgendwie kaum gedämpft, also alles andere, als optimal.
Da gerade bei den jetztigen Temperaturen das Federverhalten noch suboptimaler wurde, habe ich mit heute in einer Fachwerkstatt in der Nähe knapp 200ml Gabelöl (Motul SAE 10W) abfüllen lassen, was mich lediglich einen freiwilligen Beitrag für die Kaffeekasse kosten sollte (ich fand 2 EUR angemessen, und der Chef der Werkstatt fand das wohl auch :) ).

Zuhause angekommen ist vordere Verkleidung samt Spritzschutz zu demontieren, um an die Einfüllöffnungen zu kommen. Dies gestaltet sich beim Nexxon besonders wartungsfreundlich, weil man nur die oberen Verschlüsse abschrauben muss, um die Federn entnehmen zu können. Die sehr geringe Federspannung im ausgefederten Zustand ist kein Problem.
Unten sind dann nacheinander die Ablassschrauben zu entfernen, um das alte Öl in ein passendes Gefäß auslaufen zu lassen. Man sollte dabei ein paar Mal die Gabel zusammen und auseinander schieben, damit das Öl komplett herausläuft.
Die Pampe, die dort heraus kam, war gelb-grünlich mit grauer Verfärbung aufgrund des Federabriebs, sowie insgesamt etwas weniger, als die vorgeschriebene Füllmenge.
Dann werden die Ablassschrauben wieder eingedreht, die Gabel (ohne Federn) komplett niedergedrückt und jeder Holm mit 60ml Gabelöl befüllt. Die Füllmenge selbst ist allerdings nur ein Anhaltspunkt, denn für die genaue Menge misst man den Ölstand von der Oberkante der Standrohre (im Falle des Nexxon 85mm). Um das zu erreichen, musste ich 66ml auf jeder Seite einfüllen. Zwischendurch immer man etwas ein- und ausfedern, damit Luftblasen entweichen können und der Ölstand stimmt. Danach müssen nur noch die Federn wieder eingesetzt, die Verschlussschrauben wieder eingedreht und gut angezogen werden und die Verkleidungsteile wieder montiert werden.

Ergebnis: Ich habe ein neues Fahrwerk. Die Gabel spricht nun wesentlich besser an, federt nicht unnötig tief ein (höherer Ölstand, als zuvor) und ist nun beim Ein- und Ausfedern angenehm gedämpft. Eine Probefahrt über die schlimmsten Schlaglöcher unserer Siedlung bestätigte den positiven Eindruck, die Unebenheiten werden deutlich besser ausgebügelt. Super.

Mir hat das eines gezeigt: MSA Deutschland schreibt nicht aus Spaß den Gabelölwechsel bei der 500er-Inspektion vor. Das werksseitig eingefüllte Öl ist minderwertig und der Ölstand stimmt u.U. auch nicht. Der Wechsel des Gabelöls offenbart einen Unterschied im Federungskomfort, wie Tag und Nacht.
Zuletzt geändert von andiz am 16.05.2008, 11:37, insgesamt 1-mal geändert.
Grüße,
Andreas

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skymann
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Beitrag von skymann »

Hallo Andiz,
Danke für diesen sehr hilfreichen Beitrag, mit der Gabel bzw. der Dämpfung bei meinem war ich auch nie so recht glücklich.

Dann werd ich gleich morgen mal losfahren und mir auch mal Gabelöl besorgen!

Frage nur noch: die 85 mm werden dann auch bei voll eingefederter/runtergedrückter Gabel gemessen, wenn nicht, Vorderrad dabei frei hängend oder auf dem Boden aufstehend???


DANKE!!! Gruß Peter
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MeisterZIP
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Beitrag von MeisterZIP »

Schön , das außer mir das noch mal jemand gemerkt hat .

Muß aber trotzdem noch meinen Senf dazugeben :

Das eingefüllte Öl ist nicht minderwertig , sondern ein Einfahröl . Da es eine andere Viskosität hat ( es ist dünner als das , was man hinterher einfüllen sollte ) , ist der Dämpfungskomfort in der Einfahrphase ( oder auch danach , wenn es nicht bei 500km erneuert wurde ) nicht so dolle .
Daß zuwenig Öl drin ist ? Nein , es ist halt Einfahröl , bewußt etwas weniger , das haben wir bisher bei ALLEN Kymcos gehabt , die wir zerlegt haben , den Grund weiß ich auch nicht .

Daher kann ich allen nur empfehlen , bei der 500er Inspektion darauf zu achten , daß das Öl wirklich erneuert wurde , nicht nur beim Nexxon !!!

MeisterZIP
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andiz
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Beitrag von andiz »

Gut, dann einigen wir uns darauf, dass das Einfahröl und dessen Füllstand aus technischer Sicht sinnvoll ist, aber zu minderwertigen Dämpfungseigenschaften führt. 8)

@skymann:
Die Befüllung einfach so handhaben, wie im deutschen Handbuch bei der 500km-Inspektion beschrieben. Die Gabel kann man problemlos bis zum Anschlag zusammen schieben und den Nexxon auf dem Hauptständer auf das Vorderrrad kippeln lassen. Zur Neubefüllung dann erst 60ml pro Seite einfüllen und mit einem geeigneten Messstab nachmessen, ob 85mm Füllhöhe gemessen von der Oberkante des Standrohren erreicht sind. Wenn nicht, entsprechend nachfüllen (wie gesagt, bei mir waren insgesamt 66ml nötig).
Das Öl kann man gut mit einer Einwegspritze aus der Apotheke dosieren.
Zum Messen: Weil die Gabel leicht schräg steht, von der höchsten Stelle (also "vorne" senkrecht nach unten zur gegenüber liegenden Seite (also "hinten) des Rohres messen, dann stimmt auch der Füllstand.
Grüße,
Andreas

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Beitrag von skymann »

Hallo Andreas,
bin gerade dabei, das mit dem eingefedert war eigentlich klar, Entschuldige die dumme Frage, steht ja in der Anleitung.

Danke für den Tip mit dem wie muß er stehen beim messen, da hatte ich auch schon drüber nachgegrübelt.

Es ist ganz schön wuselig das lackierte Schutzblechteil zw. den Seitenverkleidungen rauszubekommen 8) .

Jedenfalls ohne den Lack zu beschädigen, 1-2 mm mehr Platz wären nicht schlecht gewesen von der Konstruktion her, aber mit Vorderrad raus lies es sich so eben durch kippen rausbekommen, denke mal das Du es genauso gemacht hast?
Die scharfen Kanten der Seitenverkleidungen hatte ich mit Panzerband abgeklebt und jetzt steht er im Schuppen und tropft bis morgen früh restlos leer, hoffe ich.

Wenn dann noch alles wieder problemlos zusammengeht bin ich zufrieden.

War angenehm überrascht von der sehr sauberen Verarbeitung/Lackierung/Kabelverlegung ect. hinter der Frontverkleidung!

Übrigens, mein Öl war zwar grünlich aber absolut sauber, keine Verunreinigungen, hab extra noch was hinterhergeschüttet zum spülen, ganz klares Öl, aber dünnflüssiger als das neue W 10, wieviel drin war muß ich noch nachmessen.

Dafür waren bei meinem die Ablaßschrauben zusätzlich zum Kupferdichtring noch mit einer Silikonartigen Masse verschmiert, hoffe das das auch ohne wieder perfekt öldicht wird!

Müßte aber eigentlich, zumal wenn gleichmäßig und fest angezogen, eine Seite gings mit leichter Hand und die andere mit (guten/hochwertigen) Inbus verbiegen beim öffnen.

Da hatte es jemand wohl zu gut gemeint beim anziehen!

Gruß Peter
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andiz
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Beitrag von andiz »

Hallo Peter,
ich baue das vordere Schutzblech immer bei eingebauten Vorderrad ab. Wenn man die beiden großen, gummigelagerten Seitenverkleidungsschrauben löst, bekommt man das Schutzblech ab, was zwar nicht ganz so einfach ist, aber es geht und das ohne Lackschäden.

Das mit der verklebten Gabelöl-Ablassschraube hatte ich auch auf einer Seite. Das war dann auch genau die Seite, bei der man die Schraube nicht so leicht wieder fest gedreht bekommt, weil sich die Innenhülse der Federgabel mit dreht. Ich habe das Problem dann so gelöst, dass ich zum Festdrehen der Schraube die Feder eingesetzt und heruntergedrückt habe, um den Bewegungsdrang der Hülse etwas zu unterdrücken. Die Schraube habe ich dann mit einem Akkuschrauber und höchster Drehzahl (höchste Drehmomentstufe vor dem Bohrmodus) angezogen. Man kann die Schraube zwar immer noch per Imbusschlüssel per Hand drehen, aber dicht sollte es sein, weil es recht fest ist. Ich werde das beobachten, denke aber, dass das komplett dicht ist.
Wenn nicht, muss sich halt jemand kräftig auf den Lenker stützen damit man durch die komprimierte Feder die Schraube fester angezogen bekommt.
Grüße,
Andreas

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Beitrag von skymann »

Hallo Andreas,
das mit dem auf den Lenker stützen ist nicht schlecht, hab das gleiche Problem, das beim rechten Gabelholm innen wohl was mitdreht, richtig fest wird die Schraube nicht.

Aber ist dicht, mal im Auge behalten.

Ging ja mit dem abbauen vom Schutzblech, wenns nochmal raus muß mach ich das mit den großen Seitenschrauben.


Die rechte hintere Verschraubung vom lackierten Teil ist 1 cm vom Loch weg eingerissen, war schon beim zerlegen, hatte es geklebt mit Epoxi, aber beim anziehen reißt es wieder, steht irgendwie unter Spannung, das Teil, trotz korrekter Montage?!

Aber dafür baue ich es nicht wieder ab, werd von außen mit dem Dremel ein 2 mm Loch bohren und mit Epoxi im "verspannten" Zustand kleben, dann sollte es halten.

Beim fahren jetzt besser, wie Du geschrieben hattest, den größten Vorteil sehe ich darin das die Gabel beim bremsen jetzt nicht so bockig wird wie vorher und ich meine das irgendwie mehr Federweg da wäre, fühlt sich jedenfalls so an....?!

Bei mir war in beiden Holmen 80 ml Öl, etwa sehr wenig meine ich, egal, jetzt paßt es.

Gruß Peter und nochmal danke für Deine hilfreichen Tipps!!!
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Beitrag von punkerente »

Tja, ich habe meine Werkstatt bei der 500er auf den Gabelölwechsel angesprochen, wobei ich es nur als kleine Anfrage ansah, weil er ja vorgeschrieben ist. Dem ist dort aber nicht so. Es wäre ein Extraauftrag gewesen, der mich deutlich über 100 zusätzliche Euro gekostet hätte.

Dort wird nie das Gabelöl gewechselt, weil der Aufwand zu hoch und teuer sei. Man sagte, dass man dann die Holme mit Bremsenreiniger perfekt reinige, um den letzten Rest Öl zu entfernen - man wisse ja nicht, was drin sei. Hm - was mag Kymco da wohl Spannendes einfüllen, dass man es entweder drin lässt oder lieber bis zum letzten Molekül entfernt...

Ich habe jedenfalls auf den Sonderauftrag verzichtet und werde dank eurer Anleitung das Gabelöl selbst wechseln. Wenn die Werkstatt alle anderen und mich damit noch viele tausend Kilometer fahren ließe, werden ein paar hundert wohl kaum schaden.

Und vielen Dank nicht nur für die Arbeitsanleitung , sondern auch für den Hinweis auf diese Arbeit. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass mein Fachhändler Arbeiten aus dem Service-Heft als überflüssig ansieht und ohne mein Wissen (ggf. sogar offiziell) wegläst. Dass nicht jeder Nippel abgeschmiert wird, war mir klar, aber diese Eigenwilligkeit ist schon ...äh ... interessant. Wer weiß, was sonst noch überflüssig ist...

Viele Grüße
Dieter
Zuletzt geändert von punkerente am 23.05.2008, 20:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von skymann »

Hallo punkerente,
wenn es mal regnet oder Du sonst Zeit hast mach es, es eilt sicher nicht, aber der Unterschied ist schon deutlich, wie Andreas ja geschrieben hat.

Ach ja, beim zerlegen, zuerst das "Frontstück", vorne das Teil unterm Scheinwerfer, abbauen (6 kleine Schrauben von der Fahrerseite der Verkleidung aus, eine große mittig vorne).

Dann die beiden Kreuzschlitzschrauben die die beiden "Schutzblechtteile" verbinden (senkrecht links und recht von vorne oben neben der Gabelbrücke) und dann zuerst das schwarze Teil abnehmen (3 x 10er Sechskantkopf von unten), zuletzt das vordere Stück, das rote, nach lösen der zwei hinteren seitlichen Schrauben (10er Sechskantkopf).

Man kommt natürlich von selber dahinter, aber ich hab eine Weile gegrübelt, deshalb schreib ich´s hier mal, dann sparst Du oder andere Zeit.

Ach ja, wenn Du (oder andere) das machst, bitte kurzes Feedback ob bei Dir (Euch) auch eine der Ablaßschrauben sich zwar fest, aber eben nicht wirklich richtig festziehen läßt (so wie die andere Seite), würd mich interessieren ob das konstruktionsbedingt so ist.

Gruß Peter 8)
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punkerente
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Beitrag von punkerente »

Danke, Peter, für die Tips.

Auch wenn es sicherlich noch etwas dauern wird - ich sag bescheid.

Viele Grüße
Dieter
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