Kriegsverbrecher hin oder her??

Der Name ist Programm . Alles , was NICHTS mit euren Rollern zu tun hat , kommt hier rein . Viel Spaß !
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tjoris
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Kriegsverbrecher hin oder her??

Beitrag von tjoris »

Hallo leute, ich schreibe das jetz nicht aus parteizugehörigkeit oder sonst was, es ist etwas was in meinen augen einfach nicht richtig ist.
leute die aufmerksam die nachrichten verfolgen wissen sicher jetz schon um was es geht.
es geht um Demjanjuk.

besser gesagt um die aussage von frau knobloch:
Jetzt gilt es, alles juristisch Mögliche zu unternehmen, um Demjanjuk schnellstmöglich vor Gericht zu stellen
in meinen augen will diese frau einen alten mann, der scheinbar gesundheitlich stark angeschlagen ist, möglichst schnell aburteilen.
ja er hat verbrechen begangen, nicht mal wenige, aber bitte sind es nicht (entschuldigung wenn ich das jetz so ausrücken muss) immer die juden die von vergebung und nächstenliebe reden?

mir scheint als wäre diese frau auf rache aus, die beweggründe sind klar, ein halbes volk vernichten ist nicht ohne.
aber dann auch noch so zu "hetzen" finde ich persönlich nicht in ordnung, der mann wurde aus seinem "leben" gerissen, freunde und familie stehen ohne ihn da. (wie würde sich das wohl anfühlen wenn euer opa/onkel/vater auf einmal wegen etwas was er vor 40 jahren gemacht hat, einfach wieder "eingezogen" wird???)

was denkt ihr darüber?
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xxl
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Beitrag von xxl »

Hi,

normalerweise würde ich Dir recht geben. Allerdings haben diese Menschen etwas angerichtet, was jenseits der normalen Vorstellungskraft liegt. Man kann sich in die Familien solcher Menschen auch schlecht reindenken, aber wenn das mein Großvater wäre, könnte ich, glaube ich, meine Abscheu nicht überwinden. Ich glaube, der Typ wäre für mich gestorben.

Was die damaligen Opfer angeht, kann ich nur den Kopf schütteln darüber, das es ein ganzes Volk schafft, nichts aus dem eigenen Schicksal zu lernen, und direkt vom Opfer zum Täter wird. Pfui!!!

Nachdenkliche Grüße


Chris
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Ulrich
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Beitrag von Ulrich »

Oha, ganz schwieriges Thema....

Dennoch versuche ich´s mal - ausdrücklich ohne "Politik":

Klar, die Geschichte vom "1000-jährigen Reich" ist ein ziemlich unrühmliches Kapitel für die ganze Welt - und besonders für "Deutschland"...

Aber: Dennoch habe ich bei so einem Thema einige Fragen, die mir (als 57er Jahrgang, und damit Unbeteiligtem) seit fast 40 Jahren "auf der Seele brennen" - und die mir bis heute niemand vernünftig und schlüssig beantworten konnte oder wollte:

Jeder Mord verjährt nach 30 Jahren - wieso dieser nicht?
Wieso bin ich (als deutscher Steuerzahler) nicht nur der größte Einzahler in die EU, zahle zusätzlich an Israel, nehme in der EU bei Weitem die meisten "Dahergelaufenen" auf, und bin dennoch der "böse, böse Deutsche"?
Wieso werde ich von jedem "Dahergelaufenen" als "Nazi" beschimpft, obwohl die die o. g. Geschichte weder gewollt, noch verursacht, noch zu verantworten habe?
Wieso mischen sich Menschen aus Israel in unsere inneren Angelegenheiten ein - die sind doch ganz woanders zu Hause und haben wohl wahrlich genug eigene Probleme und mehr als genug "Dreck am Stecken"....?

Meine "Ansage":

Laßt es endlich gut sein....

...meint
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xxl
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Beitrag von xxl »

Hi,

zum Thema Verjährung habe ich bei Wikipedia folgendes gefunden:

Das Strafrecht (einschließlich Ordnungswidrigkeitenrecht) kennt zwei Typen der Verjährung:

Die Verfolgungsverjährung besteht nach der Zeitdauer, nach der ein bestimmtes Delikt nicht mehr verfolgt wird. Es tritt somit ein Verfahrenshindernis ein. Wird das Verfahren dennoch eröffnet, muss es eingestellt werden. Die Verjährungsfrist von Mord und Völkermord wurde 1965 in der Verjährungsdebatte des Deutschen Bundestages diskutiert, mehrfach verlängert und endgültig 1979 aufgehoben. Im Übrigen bestimmt sich die Verjährungsfrist nach der Strafandrohung des Delikts. Die Verfolgungsverjährung beginnt mit der Beendigung der Straftat.

Die Vollstreckungsverjährung tritt ein, wenn das Urteil als Strafe oder Maßnahme nach § 11 Abs. 1 Nr. 8 StGB in Folge Zeitablaufs nicht mehr vollstreckt werden darf. Die Sicherungsverwahrung und die lebenslange Freiheitsstrafe verjähren nicht. Die Verjährungsfristen im übrigen bestimmen sich nach der verhängten Strafe. Beginn der Vollstreckungsverjährung ist die Rechtskraft der jeweiligen Entscheidung bzw. des Urteils.

Mord und Verbrechen nach dem Völkerstrafgesetzbuch (Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie Kriegsverbrechen) unterliegen weder der Verfolgungs- noch der Vollstreckungsverjährung („Mord verjährt nie“). Laufende Verfahren werden bei Tod des Täters lediglich strafrechtlich dauerhaft gehemmt (umgangssprachlich: vorläufig eingestellt).

LG



Chris
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Hoschi
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Beitrag von Hoschi »

@Ulrich,

meines Wissens verjährt Mord nie.

Und dann haste u.a. vergessen zu erwähnen, daß die Bundesregierung das Rauchverbot extrem vorangetrieben hat, gleichzeitig den deutschen Anbau von Tabak subventioniert. Ebenso erhalten bestimmte Gebiete in China von uns Entwicklungshilfe!!!

Unsere Regierung ist eben ein einziger Saftladen.

Keiner spricht von den bösen Amis, die in diesem Jahrtausend auf Grund von gefaketen Beweisen, gegen den Irak einen Angriffskrieg begonnen haben.

@tjoris:

Ich halte das Verfahren, den Mann erstmal nach Deutschland zu transportieren um hier seine Verhandlungsfähigkeit zu prüfen (Tagesschau), für den falschen Weg. Das hätte eine Ärztekommission vor Ort machen müssen. Wenn er fähig ist, gehört er auch nach so vielen Jahren vor den Kadi und wenn schuldig, auch in den Knast.

Hast du mal überlegt, wieviel Menschen er aus dem Leben gerissen haben soll??? Ich hörte was von 29000 !!!!!!!!!

Die ihm vielleicht auf Grund seines Alters zustehende Milde wäre, ihn in einen gegenwärtigen Knast zu stecken und nicht in ein KZ der 1940er Jahre.

Gruß

Stefan
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Beitrag von Oli_B »

@Tjoris

Zum einen möchte ich Dir Recht geben, dass man einen alten Mann nicht mehr verfolgen sollte. Mann sieht den Alten Menschen und möchte für Ihn Partei ergreifen. Ich denke das ist ein menschliches Gefühl und das macht uns einfach aus.

Jedoch wurde dieser Mensch mehrmals verurteilt, wegen Verfahrensfehlern freigesprochen und wird immer noch in Deutschland von der Staatsanwaltschaft wegen Verbrechen gegen 29.000 Menschen gesucht.

Und jetzt siehst Du einen alten Mann .... die 29.000 Menschen, die durch Ihn oder mit seine Mithilfe gestorben sind. Ruf Dir die 29.000 Menschen mal in Erinnerung. Die siehst Du nicht und wir alle wissen dass diese Leute qualvoll zu Ende gegangen sind.

Immer gern am diskutieren ;)
Oliver[/b]
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Ulrich
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Beitrag von Ulrich »

Oh ja, ich diskutiere auch gern....
Allerdings würde das hier den Rahmen sprengen, angesichts des Umfangs und der Komplexität des Themas....
Ich habe zu meiner Meinung auch nur einige Ansatzpunkte angesprochen...

Ein Mord ist ein Mord, auf einen mehr kommt es dann nicht mehr an...

Gehört auf jeden Fall bestraft.

Aber: Das beantwortet in keinster Weise meine Fragen...
...und so klinke ich mich besser aus diesem Thema aus, sonst

...rege ich mich nur auf - ohne etwas zu ändern...
...laufe ich Gefahr, "politisch" zu werden - und das gehört hier nicht hin...

Im Übrigen "forsche" ich weiter nach Antworten...(gern und oft übrigens mit Menschen anderer Kulturkreise...)

Schau´mer ma´´...

grinst
der Ulrich
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tomS
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Beitrag von tomS »

Ulrich hat geschrieben:Jeder Mord verjährt nach 30 Jahren - wieso dieser nicht?
Aber nicht in der Bundesrepublik Deutschland!

Ich weiß nicht, ob der Herr D. der Täter war. Das mag das Gericht entscheiden. Ich verkneife mir Vorverurteilungen.
Ich weiß nur, daß er schon einmal unschuldig (für eine Tat die nachweislich ein anderer begangen hat) zum Tode verurteilt wurde. So ein schwerer Fehler sollte unserer Justiz nicht unterlaufen.
Deutschland (vor allem seine Politiker) hat wieder einmal die große Chance bekommen, sich so richtig gründlich zu blamieren.
Doch ich habe Hoffnung, daß zumindest die Justiz besonnerer ist als Boulevardpresse und VIPs im Wahlkampf.
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norky
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Beitrag von norky »

Alter Mann ist das Eine, aber einen Mörder sollte man bestrafen/verfolgen, egal wie lange er auf der Flucht ist bzw. er für die zuständige Justiz nicht greifbar ist.

Er war (nach Lage der Dinge) direkt oder indirekt an der Ermordung von 29.000 Menschen beteiligt.
Erzähl das mal den 29.000 Ermordeten (hypothetisch) bzw. den Hinterbliebenen, dass dieser arme alte Mann nun weiter in Freiheit leben soll.
Er hat nach dem Krieg ein freies Leben gehabt - 29.000 andere wurden aus ideologischen Gründen ermordet. Die hatten keine Chance auf Leben.
Das Lager war kein KZ sondern ein reines Vernichtungslager.

Wenn seine Schuld und Identität zweifelsfrei feststeht, dann soll er ins Gefängnis, bis er stirbt - sprich in seinem Fall, dass was in Deutschland lebenslänglich genannt wird (mindestens 15 Jahre).

Und das der jetzt den "sterbenden Schwan" markiert, ist ja auch klar. Beim ersten mal Theater spielen, wurde seine Auslieferung ja noch gestoppt. Hoffe die deutsche Justiz läßt sich nicht von ihm an der Nase rumführen - obwohl das ja manchmal so eine Sache ist...

Ist meine persönliche Meinung und nicht Meinung des Forenbetreibers.
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tim
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Beitrag von tim »

Hmmmm.... schwieriges Thema, wie schon gesagt wurde. Eigentlich müsste man sich (endlich mal wieder!) die Grundsatzfrage nach der Verurteilung von Straftätern stellen: Was soll die Verurteilung bewirken? Eine Bestrafung, wie sie früher mal üblich war, ist schon lange nicht mehr Sinn und Zweck des STRAFgesetzbuches. Strafe ist nicht mehr modern.

Bereits in den frühen 60-ern begann man die "Bestrafung" zu ersetzen durch "die Gesellschaft vor den Tätern schützen", wenn man Verurteilte hinter Gitter schickte.

In den kommenden Jahren ging der soziale Trend dann immer weiter in Richtung "den armen, in seiner Psyche gestörten Mitmenschen, den die Gesellschaft letztlich zu dem gemacht hat, was er heute ist, vor der bösen Gesellschaft schützen". Warum sonst nähme die Darstellung der schweren Kindheit und Jugend eines Angeklagten vor dem Richterspruch einen derart breiten Raum ein?!? Die Strafprozessordnung schreibt explizit vor, die bösen Gesellschaftseinflüsse auf den Angeklagten gebührend strafmildernd zu berücksichtigen.

Und wenn ich dann noch lese, dass Tausende Häftlinge erfolgreich geklagt haben, weil ihre Zellen überbelegt waren und sie nicht die ihnen zustehende Quadratmeterzahl hatten; dass das Land hohe Strafen an diese Häftline zahlen musste; dass es für Inhaftierte keinerlei Zwang zu irgendeiner Tätigkeit gibt; und welche Zellenausstattung heute in Deutschland Standard ist . . .

. . . dann kommt mir schlichtweg die Galle hoch. Ich bin durchaus kein Verfechter des alttestamentarischen Gedankengutes "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Aber ein Quentchen Strafe sollte im heutigen STRAFvollzug doch schon noch zu finden sein, meine ich.

gruss tim
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Mutantin
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Beitrag von Mutantin »

Hm.... ich verfolge den Fall auch schon länger in den Medien und dachte vor einigen Tagen dann auch: "Haben sie es doch geschafft."
Um ganz ehrlich zu sein - ich sehe keinerlei Sinn oder "Bestrafung" darin, einen fast 90-Jährigen mit sehr schlechtem Gesundheitszustand vor ein Gericht zu schleifen. Denn nehmen wir mal an, er bekäme wegen Mord tatsächlich das Höchstmaß - dann würde er a) wahrscheinlich nie im Gefängnis landen und b) sowieso kein Jahr in Haft überleben.
Was hier geschieht, ist meines Erachtens das gezielte unter Streß setzen einer todkranken Person, um damit den Tod herbei zu führen. Getreu dem Motto: Wenn er nicht von alleine stirbt, dann helfen wir eben nach, ohne dass es rechtlicher "Mord" ist.
Zumal im GG auch verankert ist, dass die Würde des Menschen unantastbar ist - und damit ist JEDER Mensch gemeint. Wenn wir beginnen, Würde am Verhalten bzw. Fehlverhalten (im ganz weiten Sinne) festzumachen - dann machen wir uns nicht besser als all jene, die wir heute verurteilen. Einen todkranken, alten Mann "bis ans Ende seiner Tage" ins Gefängnis zu stecken, beraubt ihn seiner Würde.
Mord bleibt Mord und ich aus meiner Sicht als 22-Jährige sehe in der Geschichte des Nazi-Regimes und der KZs einen Abgrund menschlicher Existenz.
ABER ich weiß nicht und ich kann auch nicht sagen, wie ich gehandelt hätte, wäre ich nicht 1986, sondern 1916 geboren worden. Ich weiß nicht, auf welcher Seite ich gestanden habe.
Ich bin mir sicher - mein Opa war genauso ein Nazi wie tausende andere auch. Und ich weiß nicht, welche Greueltaten auf das Konto von Leuten gehen, die meinen Nachnamen getragen haben. Aber wenn ich für die Verbrechen meiner Großeltern zahlen muss - und zwar an die Enkel der Opfer - dann scheint ja doch die Erbsünde wieder aufzutauchen. Und wenn diese Enkel oder auch Kinder dann ihrerseits genau das tun, was uns zum Vorwurf gemacht wird - dann versagt mir jedes Verständnis.

Dazu sei noch zu sagen: Ich kenne viele Juden, die die aktuellen Geschehnisse nicht gutheißen. Was hier vor sich geht, ist das Werk einer kleinen Gruppe radikaler Fundamentalisten, die den Deutschen ihre Geschichte auch noch in 100 Jahren um die Ohren schlagen werden (Paradebeispiel hier ist wohl Michel Friedmann).

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Beitrag von skymann »

Hallo,
wie schon geschrieben, Mord bleibt Mord, aber ich sehe es ähnlich, in wenigen Jahren ist er sowieso tot, ob er überhaupt ins Gefängnis kommen würde, selbst bei Verurteilung, ist fraglich wg. Gesundheitszustand.

Aber einige Leute haben sich damit eben wieder profilieren können oder werden es tun (einen anderen Sinn sehe ich in der Aktion nicht), die Presse hat was zu schreiben und was das ganze kostet bei einem längeren Prozeß möchte ich lieber nicht wissen, für das dort verbratene Geld hätte man dringend benötige Pflegekräfte in Heimen finanzieren können oder von mir aus auch Kindergärtnerinnen, egal, aber alles wäre besser gewesen als es für so eine Aktion auszugeben.

Gruß Peter
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Beitrag von tim »

skymann hat geschrieben: Aber einige Leute haben sich damit eben wieder profilieren können oder werden es tun (einen anderen Sinn sehe ich in der Aktion nicht), die Presse hat was zu schreiben und was das ganze kostet bei einem längeren Prozeß möchte ich lieber nicht wissen, für das dort verbratene Geld hätte man dringend benötige Pflegekräfte in Heimen finanzieren können oder von mir aus auch Kindergärtnerinnen, egal, aber alles wäre besser gewesen als es für so eine Aktion auszugeben.
Nun ja . . . Beim Durchsetzen von Rechten und Gesetzen sollte eine solche Kosten-/Nutzenanalyse besser wirklich nicht gemacht werden. Dann könnte man unsere Gesetzestexte auch gleich einstampfen. Denn immerhin geht es hier um den Straftatbestand von Mord! ...Nicht um Mundraub oder um ein sogenanntes "Kavaliersdelikt".

Selbst wenn sich ein paar Geier und Hyänen damit vielleicht zu profilieren versuchen.

gruss tim
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Mutantin
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Beitrag von Mutantin »

Hier wird gerade ein Exempel statuiert, und das kann und werde ich in keinster Weise gutheißen. Was hier abläuft, hat nichts mit Gerechtigkeit und Recht, sondern mit Hass, Wut, Rachegefühlen und der verdammten deutschen Schuldbewusstigkeit zu tun.
Nachher kommen nämlich wieder so Sätze wie: "Wenn ihr den nicht verurteilt, seid ihr doch alle Nazis."
Ich schäme mich für das, was da draußen mit dem alten Mann passiert. Es beschämt mich, dass das im Namen meines Landes, der BRD passiert. Wir haben genau das gemacht, für das wir früher zu Recht verurteilt worden waren. Wir haben einen Alten und Kranken deportiert, um ihm seiner Strafe zuzuführen. Na Mahlzeit.
Würde du das als Privatperson machen, wäre das fahrlässige Tötung - vor allem, wenn er im Prozess sterben sollte.
Und damit haben alle ihre "Befriedigung"... dann haben wir aber auch wirklich nichts aus unserer Geschichte gelernt und dann können wir auch die Menschenrechte in den Müll kicken...
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Beitrag von Longrider »

Ganz unabhängig von einer etwaigen Schuld oder auch Unschuld:
Was bringt es, einen Greis, der sein Leben schon gelebt hat, gegebenenfalls zu "lebenslänglich" zu verurteilen?
Selbst, wenn er nach einer eventuellen Verurteilung eine Strafe trotz seiner angeschlagenen Gesundheit antreten müßte, würde er sich wahrscheinlich durch "vorzeitiges" Ableben einer Verbüßung der Strafe entziehen.
Seine Schuld oder Unschuld ließe sich auch ohne seine Anwesenheit in einer Verhandlung feststellen. (Gegebenenfalls gäbe es in der heutigen Zeit auch noch Möglichkeiten wie z.B. Videokonferenzen)
Noch dazu ist es ohnehin fraglich, ob er sich tatsächlich an so lange zurückliegende Ereignisse halbwegs realistisch erinnern kann und sich dementsprechend objektiv mit diesbezüglich eventuell erforderlichen Fragen über "Schuld", "Reue", "Entschuldigung", "Wiedergutmachung" etc. auseinandersetzten könnte.
Also: Wem wäre damit gedient?
(Außer, daß durch die entstehenden Kosten jemand Einnahmen zu seinem "Lebensunterhalt" erzielt oder zumindest rechtfertigen kann)
tomS
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Beitrag von tomS »

Longrider hat geschrieben:Also: Wem wäre damit gedient?
Dem Prinzip wird Genüge getan. Und das Prinzip würde ich nicht zu gering schätzen!

Natürlich mag man mit einem alten Menschen Mitleid haben.
Aber wenn man aus Mitleid das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit wegwischt, hat der nächste "Mitleid" mit dem "verdienten Ministerpräsidenten xyz".
Dann hat man ruckzuck eine Mehrklassengesellschaft, wo die Großen laufen gelassen und die Kleinen gehängt werden.
Das will ich auf keinen Fall!

Vielleicht bedeutet "lebenslänglich" bei einem Greis nur 1 Jahr.
Doch ich würde sagen dann hat er noch Glück gehabt - das er nicht 20 Jahre früher verurteilt wurde.
Und sicherlich wird er nicht in ein Bergwerk zur Zwangsarbeit gesteckt, vielleicht wird es nur ein Hausarrest oder die Intensivstation eines Krankenhauses.
Der Strafvollzug kennt so einige Unterschiede, insbesondere in Deutschland, welches an Stammtischen so oft für die "luxuriöse" Behandlung der Strafgefangenen kritisiert wird.
Oder in diesem Fall vielleicht auch ein Freispruch.
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Beitrag von Mutantin »

Wenn du dem "Prinzip" genüge tun willst, dann musst du auch alle noch freilaufenden NS-Schergen hinter Gitter bringen. Und glaube mir, das sind viele! Wäre vielleicht ein netter Beitrag zur Rentenkasse. Oder magst du nur die Großen hängen und die Kleinen laufen lassen??
Ich glaube auch nicht, dass hier Mitleid zieht. Ich hatte mit meinem Opa, der eine Kommandofunktion bei der Waffen-SS hatte, auch kein Mitleid. Was er im Krieg erlebt hat, muss schlimm gewesen sein und ich wünsche das niemandem. Was er im Krieg getan hat, muss aber genau so schlimm gewesen sein. Gerade im Kessel...
Dennoch darf ich diesen Leuten nicht ihr "Menschsein" absprechen, auch wenn sie unmenschlich handeln oder gehandelt haben. Und gerade das passiert hier - und jetzt mal ganz polemisch gesprochen (und das ist jetzt NICHT meine Meinung!): In unserem Rechtsstaat ist es ja so: Wenn der Mann schwer krank ist, dann kommt er wohl in ein "Seniorengefängnis" (ja, die gibt es), wo er rund um die Uhr gepflegt wird. Das heißt, seine "Strafe" wird mit Morphium, Fernsehen, sozialen Besuchen, etc. so angenehm wie möglich gemacht. Und dafür zahlt der Steuerzahler. Das heißt - die, die nach seiner Verurteilung schreien, sind auch die, die für Euthanasie sorgen - palliatives Versorgung in bester Wohnlage - besser, als sie vielleicht in den USA ist. Also - verurteilt den Mann in Deutschland, damit er hier möglichst angenehm sterben kann... wie paradox ist das denn bitte??
Wie gesagt, hier geht es nicht um das Prinzip, hier geht es darum, dass jemand zeigen will, wie "knallhart" er die eigene Geschichte verurteilt und daher genau so handelt wie die, die er verurteilt. Und die Zahl selber (29.000) schockt mich gar nicht so sehr - denn in meinen Augen ist das Leben vieler, dass genommen wird nicht schlimmer als das Leben eines Einzelnen, dass genommen wird.
Und ich halte es rein logistisch für unmöglich, 29.000 Menschen im Alleingang zu töten. Wo also sind die Handlanger? Dann müssen auch die her, die Türen geschlossen haben, die auf Knöpfe gedrückt haben, die Leichen in Gräben geschmissen haben, etc.
Hier trägt ein ganzes System Schuld, nicht ein einzelner Mann. Das wird aber gerade übersehen und das ganze dann auch noch unter eherne Prinzipien gestellt.
Die Verlogenheit der Menschheit in ihrer Perfektion. Und gerade wir mit unserer Geschichte sollten das doch am Besten verstehen können und nicht auch noch mit Wortführer werden.

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Beitrag von Guck »

Viele gute Argumente, für und wider, wurden hier genannt.
Aber, mal theoretisch angenommen, Mutantin, Dein Opa wäre einer der 29 000 Ermordeten gewesen und Du wüßtest genau, das D. einer der Leute war, der eine maßgebliche Aktie daran hatte... wie würdest Du dann reagieren ??

Übrigens bin ich weiß Gott kein Freund von dem Herrn Friedmann !!!!!
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Hoschi
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Beitrag von Hoschi »

@Mutantin

Du sagst:
Hier trägt ein ganzes System Schuld, nicht ein einzelner Mann.
Gerade mit dieser Behauptung habe viele Kriegsverbrecher versucht, sich herauszureden.

"Ich war ja nur ein kleines Rädchen in einem großen Getriebe"

Das es auch anders ging, haben Oskar Schindler u.a. bewiesen.
================================

Und wie willst du denn die von dir genannten Kosten für einen Ermittlungsfall und die eventuelle Haftzeit begrenzen?
Soll es dann so gemacht werden?:

Die Suche nach einem verschwundenen Kind wird bei Kosten in Höhe von xxx Euro abgebrochen.

Du wirst vergewaltigt und die Ermittlungen werden nach Kosten von xxx Euro abgebrochen, bzw. der Täter kommt, nachdem er xxx Euro Kosten durch den Strafvollzug verursacht hat, wieder frei.

Etc.

Vergiß mal die Geschichte und schau dir mal den "nackten" Fall an:

Er wird des Mordes beschuldigt. Mord verjährt nie. Also ist die Staatsanwaltschaft sogar verflichtet, diesem Fall nachzugehen. Wenn der Mann verhandlungsfähig ist, muß er vor Gericht erscheinen. Wenn er schuldig und haftfähig ist, gehört er ohne wenn und aber in den Knast.

Habe fertig.

Gruß

Stefan
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tim
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Beitrag von tim »

Mutantin hat geschrieben:Wenn du dem "Prinzip" genüge tun willst, dann musst du auch alle noch freilaufenden NS-Schergen hinter Gitter bringen. Und [ . . . ]
Ich kann deine Argumente durchaus nachvollziehen. Aber wenn wir diesen Ansatz weiter verfolgen, dann können wir das letzte bisschen Demokratie und Rechtstaat, das wir noch haben, gleich ganz begraben.

Auch wenn es oft bitter ist: Das ist halt der Preis, den wir für unsere Staats- und Rechtsform bezahlen müssen. Eine Kosten-/Nutzen-Rechnung darf man bei der Strafverfolgung nicht aufstellen . . . ohne das System komplett in Frage zu stellen.

Und um dein oben zitiertes Beispiel mal umzudrehen und den Advocatus Diavoli zu spielen; dann kann ich auch argumentieren: "Wieso regen Sie sich denn auf, nur weil ich Ihr kleines Häuschen abgefackelt habe. Nero hat schliesslich ganz Rom abgebrannt!".

gruss tim
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Beitrag von tomS »

Mutantin hat geschrieben:Wenn du dem "Prinzip" genüge tun willst, dann musst du auch alle noch freilaufenden NS-Schergen hinter Gitter bringen.
Ich tue, was ich kann - unter Beachtung der Gesetze.
Aber wenn Du einen Mörder kennst, der noch frei rumläuft, wende Dich doch selbst vertrauensvoll an den nächsten Polizisten oder Staatsanwalt.

Alles übrige aus der Zeit des Dritten Reiches ist verjährt.
Ob jemand Sekräterin bei der Reichsbahn war oder Sanitäter beim Rußlandfeldzug, das braucht man nach über 60 Jahren imho jetzt keinem mehr zum Vorwurf machen.
Selbst Rußland hat schon lange den letzten Kriegsgefangenen heimgeschickt.
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Mutantin
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Beitrag von Mutantin »

Tja, dann bekenne ich mich schuldig. Ich hätte meinen Opa anzeigen müssen... wobei ich mir sicher bin, dass da nicht passiert wäre...
Ich rede auch nicht von der Sekretärin - sondern von Leuten wie mein Opa, der aus Mangel an Leuten trotz seiner Taten wieder in sein altes Amt eingesetzt wurde... stillschweigend.
Wie gesagt, ich sehe hier keinen neutralen Fall, sondern ein Handeln aus emotionaler Sicht heraus. Und das ist meines Erachtens nicht statthaft.
Wenn jemand ein Kind tötet, bekommt er lebenslänglich. Die Eltern würden den Täter am liebsten selbst töten, was auch verständlich ist. Ich sage ja auch nicht, dass ich den Zorn der Opfer nicht verstehe. Aber wenn wir dem Zorn und dem Hass die Zügel überlassen, dann ist das Wort "Rechtsstaat" lächerlich und leer geworden...

Mutantin
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Beitrag von tomS »

Ich weiß nicht, was Dein Opa vielleicht gemacht hat und kann es nicht beweisen. Du wahrscheinlich zumindest letzteres nicht.

Wobei - wenn Dein Alter stimmt - war Dein Opa damals nicht auch noch relativ jung? Schau mal in die Poltik, welche Grufties da an den Hebeln sitzen. Und dann 64 Jahre drauf rechnen. Ab 1933 sogar 76 Jahre.

Die "ganz großen Schurken" wären jetzt in hohem dreistelligen Alter.
Wer heute 90 Jahre alt ist, war damals erst ein junger Erwachsener. Gut als Kanonenfutter oder kleiner Offizier, aber nicht als Generalfeldmarschall.
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Beitrag von tim »

Mutantin hat geschrieben: Aber wenn wir dem Zorn und dem Hass die Zügel überlassen, dann ist das Wort "Rechtsstaat" lächerlich und leer geworden...
Gefühle - welcher Art auch immer, haben mit den PROZESSEN des Rechtsstaates nix zu tun. Sonst könnten wir gleich einpacken. Du verwechselst Recht und Gerechtigkeit - und bringst damit genau das 'rein, was Du gerade eben selbst als falsch verteufelt hast: Gefühle.

Natürlich kann und muss man auch über die Gefühle reden, die durch Verbrechen und Gerichtsbarkeit hervorgerufen werden. Dafür gibt es ja solche Worte wie Gerechtigkeit, Rechtsempfinden o.ä. Aber Justitia wird aus gutem Grunde immer als blind dargestellt.

gruss tim
Ein Spacemanager ist kein "Himmelskaufmann".
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