Bühne frei:
Es ist ein schier unglaubliches Theater mit den Drehmomentwerten und den Ersatzteilen bei Kymco.
Meine Conclusio nach all dem ist nun, kaufe ein Kymco Fahrzeug, fahre es bis es nicht mehr fährt und verkaufe/verschenke/verschrotte es dann. Aber komme nicht auf die Idee, es im großen Stil selbst reparieren oder zerlegen zu wollen. Denn dann beginnt die Provinzposse und der Spießrutenlauf.
Mir wird jetzt langsam klar, warum viele Werkstätten/Mechaniker keine Chinesenroller servicieren/reparieren wollen.
Zur Ersatzteilbestellung:
Beim örtlichen Kymcohändler bestellt, Lieferzeit 1Woche (Di-Di). Kosten bei Selbstabholung vom Händler betrugen "bescheidene" 65% mehr als bei Selbstbestellung im Internet inkl. Versandspesen. (€75,- / €45,-) Es waren 3 Dichtungen...die 4. Dichtung vom Ansaugstutzen war ja bekanntlich gar nicht zu kriegen bzw. wenn man´s vorab gewußt hätte, hätte man auch die vom Like 125 bestellen können (27mm x 2mm).
Zu den Anzugsmomenten beim Motor:
Das ist eine echte Provinzposse, deshalb will ich sie euch nicht vorenthalten.
Gestern hab ich die Dichtungen geholt und den Händler nach den Anzugsmomenten gefragt. Die wusste er nicht und erklärte mir, er müsse dafür eine Mailanfrage an den Hersteller/Importeur richten und mich informieren.
Ohne Zusageversprechen, wann ich diese für mich nicht unwichtige Auskunft bekommen würde, habe ich heute früh dann doch noch selbst beim Mechaniker vom Generalimporteur angerufen. Kurze Zeit später rief mich dann auch noch der Händler an in dieser Causa.
Ersterer meinte 2.6kg also nicht ganz 26NM für die Kipphebelbockmuttern (trocken). Und 9-10NM (trocken) für die langen seitlichen Zylinderkopfbolzenschrauben. Zweiterer las mir offenbar von einem eglischen Datenblatt ab, welches ohnehin hier im Netz kursiert. 24.5NM (geölt) und 9.8NM (trocken). Also nichts Neues im Westen...ich nahm´s mittlerweile schon erheitert zur Kenntnis und machte mich ans Werk.
Der Wiederzusammenbau auszugsweise:
Alles in allem eine ziemliche Frickelei, hat rund 4h gedauert. Allerdings bin ich behutsam und vorsichtig vorgegangen.
Stehbolzen waren tlws. ein paar Gewindegänge mit herausgedreht. Hab sie alle wieder eingedreht bis Anschlag und mit 6NM angezogen.
Nockenwelleneinbau und Kette auflegen war viel einfacher als befürchtet. Hab aber auch vor Ausbau Kette und Zahnrad mit Stift markiert.
Zylinderkopfmuttern dann gaaaaannnnzzzzz vorsichtig in vielen kleinen Schritten über Kreuz und in 3 Etappen zu je 7NM angezogen. Bis 21NM.
Dann hatte ich das Gefühl es ist fest genug. Bis 25NM oder 26NM hätte ich mich nicht getraut. Hatte schon bei 21NM das Gefühl, daß die Stehbolzen gestreckt werden. Ob diese 21NM nun genügen, wird man sehen. Ich hoffe es. Zumindest habe ich nichts weiter abgerissen oder ausgerissen.
Ist ja schon mal was. Bei Kymco lernt man zumindest bescheiden zu werden. Die 2 langen Bolzenschrauben 105mm seitlich neben dem Kettenschacht haben 10NM trocken erhalten. Die kann ich aber nicht mehr nachziehen später, denn da komme ich nicht mehr dazu dann.
Der Einbau des Ansaugstutzens gestaltete sich eher mühsam und langwierig. Neuer Dichtring 27x2 war aber rasch und einfach punktuell in die Nut eingeblebt mit Pattex Gel compact fexibel. Beim Dichtring bin ich mir nicht ganz sicher, ob nicht ein 27x2,5 auch ginge oder sogar ev. besser wäre wegen der relativ breiten Nut. Anzugsmoment Muttern 10NM trocken.
Auspuffkrümmerbolzen habe ich mit Kupferpaste geschmiert und die Hutmuttern dann nur mit 12NM angezogen. Ist imho fest genug und die Hutmuttern halten. Glaube nicht, daß sie sich losvibrieren.
Ventilspiel vorerst nicht überprüft und korrigiert. Ist jetzt gefühlsmäßig so wie immer. Werde da vermutlich demnächst wieder mal reinschauen und prüfen, ob die Muttern immer noch fest sind und dann das Ventilspiel prüfen und einstellen.
1. Start nach Reparatur und Probefahrt:
Sprang in der Sekunde an und lief ganz normal, so wie immer und gewohnt. Da war ich dann schon etwas erleichtert.
Die Probefahrt verlief motortechnisch unauffällig. Die neuen Heidenau Reifen vermitteln allerdings ein ganz anderes Fahr- und Gripgefühl. Sehr gut. Und mit gewuchteten Reifen fährt es sich gleich nochmal ruhiger und besser. (vo 1.8bar und hi 2.2bar) Bin froh, dass ich nun die Kendas los bin.
Der verwendete neue Nigrin Auspuffhitzeschutzlack löste sich sofort wieder ab am oberen Krümmer zwischen Krümmerflansch und Lambdasonde. Ist dann wohl doch zu heiß dort. Weiter unten hält er bislang. Wenns so bleibt, bin ich zufrieden. Den oberen Krümmerteil sieht man von außen eh nicht.
Die Belohnung:
Bei der Probefahrt kam ich an einem Marktstandler vorbei, der frischen Spargel anbot. Also gab´s heute Abend frischen Spargel mit Kartoffeln und Sauße Hollandaise. Lecker.
Danksagung:
Danke an diejenigen, die versucht haben, mir mit Rat zur Seite zu stehen, um die stürmische Kymco (Ody)See zu überstehen.
