Genderitis

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Hamburgo
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Genderitis

Beitrag von Hamburgo »

Moin Moin,

habe gerade eine Leserzuschrift aus der FAZ gelesen, die mir aus der Seele spricht.
Es geht um die aktuell grassierende Genderitis, die mir einfach mächtig auf den Keks
geht.

Wer einfache Sätze und Anreden sexualisieren möchte, kann das ja gerne machen.
Ich selbst bekomme allerdings schon gefühlt vom bloßen Zuhören Ohrenkrebs.

Ich wäre eher dafür, dass Schulbücher derart neugefasst werden, dass den jungen Mädchen
und Jungen verdeutlicht wird, dass es selbstverständlich auch Kindergärtner und Polizistinnen
gibt, und dass die Berufswahl eben nicht primär durch das Geschlecht vorgeprägt ist. Ich
denke, dass es wichtiger wäre stereotype Berufsbilder aufzubrechen, als die deutsche
Sprache ideologisch aufzuladen.

Auszug FAZ:
"In der deutschen Sprache gibt es ein natürliches Geschlecht (Sexus) und ein grammatisches
Geschlecht (Genus). Beides wird von feministischen Linguistinnen gerne verwechselt, um
nicht zu sagen: wild durcheinandergeworfen. Dabei können auch sprachwissenschaftliche Laien,
wenn ihr Blick nicht ideologisch getrübt ist, den Unterschied leicht erkennen.

Erstens nämlich gibt es drei Genusformen (maskulin, feminin, neutrum), aber nur zwei
biologische Geschlechter (männlich und weiblich). Zweitens wird das Genus auch für Objekte
ohne jede erkennbare Parallele zum natürlichen Geschlecht verwendet: der Herd, die Straße
oder das Buch. Auch dass der Busen maskulin, die Eichel feminin und das Glied neutrum sind,
beruht ganz offensichtlich nicht auf irgendwelchen biologischen Hintergründen.

Ähnlich verhält es sich z. B. mit der Leser oder der Kunde. Während der Genus übergeschlechtlich
verwendet wird (der Gast, der Mensch, die Person, die Waise, das Kind, das Individuum), stellt
der Sexus eine weitere Aufsplitterung in männlich und weiblich dar.

Wir haben es hier mit etwas zu tun, was man in der Sprachwissenschaft "Homonym" nennt.
Homonyme sind gleichlautende Wörter, die aber unterschiedliche Dinge meinen. Ein "Flügel"
kann beispielsweise der Teil eines Vogels sein, der Teil einer Fußballmannschaft oder ein
Klavier. Manchmal sind diese Homonyme nicht so leicht auseinanderzuhalten, und da kommt
es dann zu Missverständnissen wie in der feministischen Sprachwissenschaft. "Kunden" kann
nämlich ebenfalls zweierlei bedeuten: "Menschen, die einkaufen" ebenso wie "Männer, die
einkaufen". Indem Sprachkritiker*innen behaupten, mit "Kunden" seien nur Männer gemeint,
erzeugen sie den Eindruck, Frauen würden sprachlich unterdrückt. Sie richten sich nicht
danach, was Menschen meinen, wenn sie etwas sagen, sondern danach, was sie ihnen
unterstellen, was sie meinen: "Sie reden ja nur von den Männern! ... Frauen lassen Sie
mal wieder unter den Tisch fallen!" Aber das ist ebenso nervtötend wie falsch.

... Aus eben den soeben erklärten Gründen sind 99 Lehrerinnen und ein Lehrer zusammen
hundert Lehrer: Es wird nämlich der grammatikalische Oberbegriff verwendet, sobald eine
auch nur irgendwie gemischte Gruppe besteht. Ohne einen solchen Oberbegriff, der für
beide Geschlechter gilt, würden sich bestimmte Sachverhalte auch überhaupt nicht formulieren
lassen (etwa "Jeder dritte Unternehmer in Österreich ist eine Frau." oder "Wir kennen nicht mal
das Geschlecht des Verdächtigen.") Ein "Tag" mit seinen 24 Stunden besteht aus Tag und Nacht,
genauso wie "der Kunde" männlich oder weiblich sein kann - unabhängig von seinem
grammatischen Geschlecht. Ähnlich verhält es sich mit "die Katze": Die weibliche Form steht
als Oberbegriff sowohl für das weibliche Tier als auch für das männliche, das wir, wenn wir es
genauer spezifizieren möchten, als "der Kater" bezeichnen (so wie "der Kunde", wenn weiblich,
zu "die Kundin" wird). Zu behaupten mit "der Kunde" seien nur Männer gemeint, allein weil "der"
davorsteht, ist grammatisch ungefähr so durchdacht wie es die Argumentation ist, mit "die
Kunden" seien offenbar nur Frauen gemeint, weil "die" davorsteht. In Wahrheit drückt natürlich
keiner der beiden Artikel den Sexus aus: "die" bezieht sich auf die Pluralform, "der" auf den Genus.

Erst durch die konsequente Doppelbenennung in der feministischen Sprache "die Kunden und
Kundinnen" wird der Sexismus in die Sprache eingeführt, wo er vorher durch den geschlechts-
unabhängigen Oberbegriff nicht vorhanden war.

Im Übrigen bin ich öfter mal "die Vertretung" für einen Kollegen. Ist kein Problem für mich.
Aber ich kenne auch den Unterschied zwischen Genus und Sexus. Und ehrlich gesagt, möchte
ich nicht so gerne ein Vertreter, ein Klinkenputzer sein... Aber ein Mann, der allen Frauen mit
Respekt auf Augenhöhe gerne begegnet und hofft, dass alsbald keine Lohn-/Gehaltsdifferenz
zwischen den Geschlechtern mehr besteht. Denn nur damit unterstützen wir die Emanzipation
– nicht aber mit umständlichem Gender-Sprich-und-Schreib-Stil.“


Gruß
Jörg
Zuletzt geändert von Hamburgo am 28.07.2022, 22:46, insgesamt 1-mal geändert.
8) carpe diem :D
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Re: Genderitis

Beitrag von KDO »

Paperlapap..nur Gesinnung zählt und nicht sowas Kompliziertes..
Gruß Karl
Wer später bremst, ist länger schnell.
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T-Rex
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Re: Genderitis

Beitrag von T-Rex »

Mir geht diese Genderitis genauso auf den Sack oder muss man jetzt Sack*innen bzw Sack*aussen schreiben? :twisted:
T-Rex, der EDV-Dinosaurier (retired)

Ich bin /root, ich darf das!! :twisted:

Bild Xciting 400i ABS - 03/2015
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Re: Genderitis

Beitrag von Ulrich »

Das sehe ich genau so, wie Hamburgo...

Anfügen möchte ich noch:
Die deutsche Sprache an sich ist schon eine der schwierigsten der Welt.
Dazu ist sie im Zuge der Weiterentwicklung mit Fremdworten und vor allem Anglizismen inzwischen derart überfrachtet, das sie kaum noch als "deutsche Sprache" erkennbar ist...

Wie mühsam es ist, das zu erlernen, sehe ich ja an dem asiatischen Teil meiner Familie.
Da kommt die "Genderitis" gerade recht...

Daher halte ich es für unsinnig, die deutsche Sprache noch weiter zu "verbiegen",

meint
der Ulrich
2003er GD125, 2015er Xciting 400
____________
Carpe noctem...
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